
Hans Georg
Schmid unterwegs mit seiner Long-Ez: Programmieren des GPS in Porto Allegre
(Brasilien)
Hans Georg
Schmid. Wenn er nicht gerade für die Swissair unterwegs ist, umrundet er
in einer Long-Ez Südamerika oder fliegt nach Südafrika.
Eigentlich heisst er Hansjörg. Getauft am 21. Oktober 1948. Mit diesem
Namen ist er aufgewachsen, und das kleine Buch voller Kindheitserinnerungen
erzählt die Geschichte des «Hansjörgli».
«Hansjörg will seinen eigenen Weg gehen!» steht sorgfältig
neben ein Foto geschrieben, die Tinte verblasst. Der kleine Junge auf dem Bild
ist noch nicht einmal ein Jahr alt, als er sich ganz entschieden von der Dame
weg stemmt, die ihn an der Hand hält. «Hansjörgli geht auf
Entdeckungsreisen» ist zwei Jahre weiter hinten zu lesen: Auf einem
schmalen Alpenpfad steht ein lachender Junge, hinter ihm die Berge, über
ihm der Himmel.
Einige Jahre später, als das Buch mit den Kindheitserinnerungen
gefüllt ist, heisst Hansjörg plötzlich nicht mehr Hansjörg.
Als der grosse Junge zu wirklichen Abenteuern aufbrechen will und bei der
Gemeindeverwaltung einen Pass beantragt. In den Akten der Behörde war er
als Hans Georg aufgewachsen. Ein Hansjörg Schmid existierte nicht.
Der Pass blieb, der Name wechselte. Hätte Hansjörg nicht die Welt
entdecken wollen, wäre sein Übername HJ. Stattdessen nennen ihn
Berufskollegen heute HG für Hans Georg. Hansjörg gibt es immer
noch, aber nur vereinzelt und im privaten Umkreis.
Das war Hansjörg Hans Georgs erste unliebsame Begegnung mit einer
Amtsstelle. Der Freiheitsdrang des kleinen Jungen war mit den Vorschriften von
Behörden nicht kongruent.
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Das schelmische
Lachen des kleinen Hansjörg ht sich Hans Georg Schmid bewahrt - die
Abenteuerlust auch |
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Vorschriften.
Damit tat sich nicht nur Hansjörgli aus dem kleinen Buch schwer. Auch Hans
Georg hielt nicht viel davon. Vorschriften, Verbote oder Ermahnungen waren dazu
da, durchbrochen zu werden. Nicht der Rebellion oder des Ungehorsams wegen. Der
Entdeckungsdrang des kleinen Jungen von damals forderte einfach nur seinen
Tribut. Mit 14 plante er mit Freunden eine fünftägige Velotour. Alles
war vorbereitet, er war in seiner Freizeit sogar arbeiten geganen, um das
nötige Geld für die Tour zu verdienen. Nur die Eltern waren nicht
einverstanden. Jedoch war Mutters Ängstlichkeit kein Hindernis: Geplant
waren fünf Tage, erlaubt wurden drei Tage Tessin, durchgeführt zehn
Tage Venedig. Bei Nacht und Nebel schlich sich der Teenager aus dem Haus. Ohne
den Eltern etwas zu sagen. «Aber ich schrieb jeden Tag eine
Postkarte», bringt er heute an.
Die Eltern Schmid waren streng katholisch. Städte wie Paris, Marseille
oder Amsterdam galten als gefährliches Pflaster; Orte, die nichts für
Jugendliche waren. Hans Georg? Er reiste per Autostopp nach Marseille
und Paris. Das grosse Unbekannte, Verbotene und Gefährliche wollte
entdeckt sein. Der Junge aus Kriens fand in den grossen fremden Städten,
wovor die Elterngeneration gewarnt hatte: Die Leichtigkeit des Lebens, die
Freude am Vergnügen. Und Frauen,die an der Strasse auf jemanden zu warten
schienen. Die Frauen wussten, dass der Junge wohl kaum genug Geld bei sich
hatte, «und ausserdem hatte ich Schiss», wie der grosse Junge heute
meint. Aber zum Kaffee trinken und Spässe machen reichte es allemal.
«Wir hatten es einfach nur lustig, und was wir taten, war weit davon
entfernt, gefährlich zu sein.»
Das Reisen blieb Leidenschaft und Abenteuer. Aber bitte mit Stil: Er reiste
immer mit Koffer. «Ich wollte mich ganz bewusst von den Rucksack-Trampern
unterscheiden.» Auch dann, als er per Autostop in die Wüste fuhr und
wegen einer Panne 48 Stunden in einer Oase festsass, die einzig von ein paar
Polizisten beseelt war.
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